Um was geht es?
Dieser wissenschaftlich angehauchte Roman beschäftigt sich mit dem Längengrad-Problem – und wie es einem genialen, schottischen Handwerker gelang, eine Lösung zu finden.
Meine Meinung
In der heutigen Zeit fällt es schwer, sich vorzustellen, wie es ohne GPS gewesen sein muss, die aktuelle Position auf der Erde zu ermitteln. In Wirklichkeit hatte die Schifffahrt mit diesem Problem jahrhundertelang zu kämpfen, wie die Autorin eindrucksvoll zu schildern weiß. Während jeder erfahrene Seemann die geografische Breite problemlos ermitteln kann, erwies sich die Bestimmung des Längengrades als schwierig, weil es eben keine zuverlässige Methode gab – mit der Konsequenz, dass es immer wieder zu Schiffsunglücken kam. Auf den Ozeanen verließ man sich beim Navigieren also gezwungenermaßen auf sein Glück. Kein Wunder also, dass das britische Parlament Anfang des 18. Jahrhunderts mit dem „Longitude Act“ eine fürstliche Belohnung für denjenigen ausschrieb, der eine praktikable Lösung entwickelte.
Hier betritt nun John Harrison das Parkett, der Protagonist des Buches sozusagen. Der Schotte aus einfachen Verhältnissen widmete diesem Projekt sein Leben. Die Autorin geht dabei nicht nur auf seinen Werdegang ein, sondern schildert auch, welches handwerkliche Genie und welcher Erfindergeist in ihm schlummerten. Aufgrund der hohen Ansprüche, die er an sich selbst stellte, entwickelte er über mehrere Jahrzehnte hinweg vier Uhren, die alle für sich genommen ein Meisterwerk darstellen.
Die (Nach-)Erzählung nimmt an Fahrt auf, als parallel zur fortschreitenden Entwicklung eines zuverlässigen Chronometers ein weiterer Lösungsansatz ins Spiel kommt. Plötzlich fand sich der Uhrmacher nämlich in einem Wettstreit wieder. Sein Kontrahent: Nevil Maskelyne, der die Methode der Monddistanzen vorantrieb, also einen astronomischen Ansatz verfolgte. Die Schilderung dieses Wettlaufs las sich ungemein spannend. Genauso wie John Harrisons Kampf um Anerkennung für seine Erfindungen und den Erhalt des ausgeschriebenen Preisgeldes.
Einziger Kritikpunkt meinerseits: Die Vielzahl an Namen, die in manchen Kapiteln genannt werden, aber meistens eine Randnotiz bleiben und daher schnell wieder in Vergessenheit geraten. Eine Beschränkung auf die wichtigsten Personen hätte an diesen Stellen gutgetan.
Fazit
Die Autorin nimmt uns mit auf eine Zeitreise, die sich mit einer der größten Herausforderungen der Seefahrtsgeschichte auseinandersetzt. Dabei schafft sie es, dem schottischen Uhrmacher John Harrison und seinen bahnbrechenden Uhren H-1 bis H-4 ein Denkmal zu setzen. Eine Lektüre, die aufschlussreich, kurzweilig und mit einer Prise Humor gespickt ist. Alles in allem eine unterhaltsame Wissensvermittlung par excellence.
Hinweis: Diese Kritik habe ich ebenfalls auf LovelyBooks eingestellt.